Geheimtipp Mechelen: Belgiens entspannte Alternative zu Brügge

Denkt man an Belgien, fallen den meisten sofort Brüssel, Antwerpen oder Brügge ein. Doch wer auf der Suche nach flämischer Architektur, historischen Grachten und kulinarischen Besonderheiten ist, aber den Touristenrummel meiden will, sollte einen Blick auf Mechelen werfen.
Die kleine Stadt, die auf halber Strecke zwischen Antwerpen und Brüssel liegt, galt lange als Außenseiterin unter den belgischen Städtetrip-Zielen. Heute zieht sie Besucherinnen und Besucher mit ihrer Mischung aus reicher Geschichte, lebendiger Kulturszene und kreativer Gastronomie sofort in ihren Bann.
Noch nicht überzeugt? Dann kommen hier zehn gute Gründe für einen Abstecher nach Mechelen.
Der Grote Markt ist das Herz der Stadt – und bei einem Spaziergang kaum zu verfehlen. Der Platz ist von zahlreichen prächtigen Gildehäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gesäumt, von denen eins schöner ist als das nächste. Jeden Samstag zwischen 7 und 13 Uhr findet hier zudem der Wochenmarkt statt. An den Ständen kannst du süße Leckereien, frische Blumen oder belgischen Käse erstehen.

Ebenfalls auf dem Platz befindet sich das Rathaus (Stadhuis), das zwischen 1370 und 1450 erbaut wurde. Mit seinen Giebeln, Verzierungen und dem imposanten Glockenturm ist es ein makelloses Beispiel für die flämische Gotik.
Du willst Mechelen aus der Vogelperspektive sehen? Dann führt kein Weg am Wahrzeichen der Stadt vorbei: dem imposanten Glockenturm der St.-Rombouts-Kathedrale. Ganze 97 Meter ragt er in den Himmel – und nach 538 Stufen wirst du mit einem spektakulären Rundumblick über Mechelen belohnt. Bei klarem Wetter kann man sogar bis Brüssel und Antwerpen sehen.

Die Kathedrale selbst stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist ein beeindruckendes Zeugnis der Brantanter Gotik. Im Inneren hängen einige wertvolle Kunstwerke – darunter Gemälde von Anthonis van Dyck, Michiel Coxcie, Gaspard de Crayer und Abraham Janssens.
Einst Fleischmarkt, heute ein Hotspot für internationale Küche und regionales Street Food: Ein Abstecher in die Vleeshalle im historischen Stadtkern ist ein echtes Erlebnis für Foodies. In der Markthalle aus dem 19. Jahrhundert treffen heute Geschichte, Design und kulinarische Vielfalt aufeinander.

Von handgemachten Pralinen über frische Austern bis hin zu asiatischem Streetfood – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Im Erdgeschoss sind die verschiedenen Essenstände angesiedelt, im oberen Stockwerk laden kleine Geschäfte und Ateliers zum Stöbern nach originellen Mitbringseln ein.
Luftige Höhen sind nicht dein Ding? Dann erkunde die Stadt vom Wasser aus. Bei einer Bootsfahrt auf der Dijle kannst du dich entspannt zurücklehnen und die schönsten Ecken von Mechelen im Vorbeifahren bewundern.

Die Touren starten an der Haverwerf und führen entlang alter Lagerhäuser, steinerner Brücken und am Wasser gelegener Cafés. Toll sind auch die saisonalen Besonderheiten: Im Sommer werden Nachtfahrten angeboten, die bei Sonnenuntergang starten und im Winter kann man sich bei Glühwein-Fahrten aufwärmen.
Ein Besuch der alten Haferwerft lohnt sich nicht nur wegen ihrer Geschichte, sondern auch wegen ihres Social Media-Potenzials: Die bunten Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert gehören zu den fotogensten Ecken der Stadt. Das Eckhaus („Kleines Paradies“) ist mit Schnitzereien aus dem Garten Eden verziert. Daneben steht „Die Teufelchen“, das mit seiner markanten Fassade als eines der schönsten Holzhäuser Belgiens gilt. Schließlich rundet „Sint-Jozef“, das rote Haus auf der linken Seite, die hübsche Reihe ab.
Das ehemalige Industrieareal hat sich in den letzten Jahren zu einem lebendigen Treffpunkt entwickelt. Wo früher Getreide gelagert wurde, pulsiert heute das Leben: gemütliche Bars, kreative Ateliers und kleine Boutiquen haben in den alten Speichergebäuden eine neue Heimat gefunden.

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Wo im Mittelalter Fisch gehandelt wurde (daher der Name), spielt sich heute das gesellige Stadtleben ab: der Vismarkt ist einer der beliebtesten Plätze der Stadt für eine Verschnaufpause. Besonders im Sommer ziehen die Terrassen am Wasser zahlreiche Gäste an, die hier in entspannter Atmosphäre ein belgisches Bier oder einen Aperitivo genießen.

Der Blick auf die sanft dahinfließende Dijle und die vorbeiziehenden Boote macht diesen Ort zu einem der schönsten Plätze in Mechelen.
Nur wenige Meter weiter spannt sich die Grootbrug über den Fluss. Im 13. Jahrhundert aus Sandstein errichtet, gilt sie als die älteste Steinbrücke Belgiens. Sie verbindet die Einkaufsstraße IJzerenleen auf der einen Seite mit dem Korenmarkt auf der anderen.

Früher diente die Grootbrug als Mautbrücke, sowohl für Schiffe als auch für den Straßenverkehr. Zwei Türme, deren Vorsprünge die Fundamente der Brücke bildeten, halfen bei der Verteidigung. Architektonisch interessant sind ihre vier Bögen, die sich bei ruhigen Wasser kreisförmig auf der Dijle spiegeln.
Wer denkt, Mechelen hat nur historische Sehenswürdigkeiten, irrt. Seit 2015 sorgt das Projekt „Mechelen Muurt“ dafür, dass vergessene Ecken der Stadt zu Leinwänden werden. Initiiert von Street Artist Gijs Vanhee, der aus Mechelen stammt, haben Künstlerinnen und Künstler aus Belgien und aller Welt mit Pinsel und Sprühdose ihre Spuren hinterlassen – von großflächigen Graffitis bis zu filigranen Wandmalereien.
Besonders beeindruckend ist die zwölf Meter hohe Alice-im-Wunderland-Wand der argentinischen Künstlerin Milu Correch in der Langhestraat. Vanhee selbst verwandelte mit seinem Werk „The Gift“ die triste Fassade der örtliche Bibliothek in einen Hingucker.
Einen guten Überblick über die Lage der einzelnen Kunstwerke verschafft die Karte von „Streetartcities“. Wer alle 20 Wandgemälde sehen möchte, findet in der „Visit Mechelen“-App eine spezielle Street Art-Route, die zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt werden kann.
Nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtzentrum entfernt liegt die traditionsreiche Brauerei Het Anker. Gegründet im 15. Jahrhundert von Beginen – einer Gemeinschaft religiöser Frauen – zählt Het Anker heute zu den ältesten noch aktiven Brauereien Belgiens. Besonders beliebt ist das „Gouden Carolus“, ein dunkles Ale mit Noten von Karamell und Schokolade.

Im Rahmen einer Brauereiführung erhält man faszinierende Einblicke in die Kunst des Brauens: Von den kupfernen Sudkesseln über den Duft von Malz und Hopfen bis hin zu modernen Abfüllanlagen erlebt man den Weg vom Korn bis zum Glas. Zum Abschluss darf natürlich eine Verkostung nicht fehlen – am besten im stimmungsvollen Brauereirestaurant, wo traditionelle belgische Küche perfekt auf die hauseigenen Biere abgestimmt ist.
Wer sich für Jugendstil-Architektur begeistert, sollte sich den Wintergarten des Ursulineninstituts im kleinen Ort Onze-Lieve-Vrouw-Waver bei Mechelen auf keinen Fall entgehen lassen. Hinter den Mauern eines ehemaligen Mädcheninternats verbirgt sich ein echtes Juwel des belgischen Jugendstils.
Der Wintergarten wurde um 1900 erbaut und diente den Ursulinen-Schwestern als Oase der Ruhe. Am beeindruckendsten ist das Kuppeldach aus bunten Bleiglasfenstern mit organischen Formen, Linien und Motiven aus der Tier- und Pflanenwelt. Wenn die Sonne durch die Scheiben fällt, leuchtet der Wintergarten in zarten Farben.

Dank einer aufwendigen Restaurierung strahlt der Wintergarten heute wieder in seinem ursprünglichen Glanz. Die Tickets für den Besuch kannst du vorab online buchen. Onze-Lieve-Vrouw-Waver ist von Mechelen aus gut mit dem Fahrrad, Auto oder Bus erreichbar.
Mechelen ist gut angebunden und eignet sich perfekt für einen Tagesausflug, wenn du deinen Urlaub ohnehin in Belgien verbringst. Von Brüssel oder Antwerpen aus ist man mit dem Zug in etwa 15 Minuten dort.
Auch aus Deutschland gibt es verschiedene Fernbus- und Zugverbindungen nach Brüssel und Antwerpen, zum Beispiel Flixbus, die Deutsche Bahn oder Eurostar. So erreichst du Mechelen von Köln aus in nur zwei Stunden. Von Berlin aus sind es etwa sieben Stunden – alternativ kannst du auch nach Brüssel fliegen.
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rnd