Bordeaux: Tiere setzen sich unter den Augen der Fotografin Lia Darjes an den Tisch

Im Deutschen Generalkonsulat in Bordeaux präsentiert der Verein Achtung Kultur eine leuchtende Serie der Fotografin Lia Darjes: Kleine wilde Tiere, überrascht um verlassene Tische herum, mitten im Garten.

Minimalistische Tische , wunderschön gedeckt – mit oder ohne Tischdecken, manchmal geschmückt mit extravaganten Blumensträußen. Und seltsame Besucher kommen, um fröhliche Unordnung zu stiften: Waschbär, Eichhörnchen, Meise, Ameise, Nacktschnecke, Feldmaus, Katze, Krähe, Ratte... Diese diskreten Gäste infiltrieren die Bilder von Lia Darjes, die derzeit vom Verein Achtung Kultur präsentiert werden. Diese an den Wänden ausgestellte Fotoserie ist das Ergebnis eines sorgfältigen Protokolls, das dennoch viel Raum für Unerwartetes lässt.

„Wenn ich zu Freunden oder Verwandten eingeladen war – zum Essen, Kuchenessen, Abendessen oder einfach für einen Moment in ihrem Garten –, ließ ich nach dem gemeinsamen Augenblick alles auf dem Tisch stehen, komponierte ein improvisiertes Stillleben und baute die Kamera in einer Kiste auf, ausgestattet mit Blitz und Bewegungsauslöser. Dort ließ ich sie dann ein paar Stunden, ein paar Tage, manchmal eine Woche stehen“, verrät die 1984 geborene Fotografin. Lia Darjes nimmt regelmäßig Kontakt mit den Eigentümern der Räumlichkeiten auf, um zu erfahren, ob die Örtlichkeiten schon besucht wurden, und entdeckt dann, nicht ohne Befürchtungen, das Ergebnis dieser besonderen Art der Jagd: „Manchmal war da nichts …“, lacht die Fotografin, die zwischen Hamburg und Berlin pendelt, wo sie die Ostkreuzschule für Fotografie leitet – eine renommierte Schule, die von Mitgliedern der ebenso berühmten Agentur Ostkreuz gegründet wurde.

Diese Arbeit dauerte vier Jahre. Vier Jahre, in denen Lia Darjes ihre Methode verfeinerte: Sie tauschte ihre kleine Wildlife-Kamera gegen ein leistungsstärkeres Gerät und die originale Tupperware-Box gegen ein robustes, wasserdichtes Gehäuse, das den Elementen standhält. Auch der Auslösemechanismus wurde verbessert: „Sehr empfindlich, löste er oft ohne Grund aus.“

Auch wenn die Besuche unvorhersehbar bleiben, wird ihre Vorbereitung nicht dem Zufall überlassen. Wie eine Naturfotografin wählt Lia Darjes ihre Standorte sorgfältig aus und greift dabei auf die Geschichten ihrer Gastgeber zurück, die die Stammgäste ihres Waldstücks kennen. Das Ergebnis? Einunddreißig Bilder, gesammelt in einem Buch, „Plates I – XXXI“, herausgegeben von Éditions Chose commune, von denen etwa zwanzig hier ausgestellt sind. In jedem sind ein oder mehrere Gäste derselben Art zu sehen. Die Farben sind lebendig, die Szenen in eine falsche Nacht getaucht und von einer visuellen Magie durchdrungen, die an das Kino erinnert.

„Die ‚amerikanische Nacht‘ ist eine Technik, die in Filmen der 1960er Jahre, insbesondere in Western, verwendet wurde: Die Szenen wurden aufgrund des Mangels an ausreichend empfindlicher Ausrüstung für Nachtaufnahmen tagsüber gedreht, aber unterbelichtet, um die Illusion von Dunkelheit zu erzeugen. Ich habe dieses Prinzip aufgegriffen: Ich habe meine Bilder unterbelichtet und einen – bei großen Tischen manchmal auch zwei – Blitz hinzugefügt. »

Das Ergebnis ist eine dichte, fast traumhafte Farbpalette, in der sich das Alltägliche in etwas Fabelhaftes verwandelt und die geheime Schönheit flüchtiger Momente enthüllt, in denen sich das Tier- und das Menschenreich auf subtile Weise miteinander verflechten.

Ausstellung „Plates I-XXXI“ von Lia Darjes, zu sehen bis 28. Juni im Deutschen Generalkonsulat, 35 Cours de Verdun in Bordeaux. Dienstag bis Freitag ab 14 Uhr bis 19 Uhr Frei. www.achtungkultur.org