Proteste gegen Massentourismus: Diese 6 Reiseziele sind 2025 ein No Go

Der Sommer ist die Hauptreisezeit der Deutschen. Während das Mittelmeer mit sonnigen Tagen und warmem Wasser lockt, reisen Millionen Menschen gleichzeitig an die beliebtesten Orte Europas – in dieselben Gassen, an dieselben Strände, zu denselben Selfie-Hotspots.
Das führt in vielen Regionen zu überfüllten Altstädten, langen Wartezeiten, eingeschränktem Zugang zu Sehenswürdigkeiten und wachsender Unzufriedenheit unter Einheimischen, die ihrem Ärger auf Protesten, wie aktuell auf Mallorca, oder an Hauswänden Luft machen.

„Tourists, go home“, macht ein Graffito an einer Hauswand deutlich.
Quelle: IMAGO/ZUMA Press Wire
Besonders stark betroffen ist der Mittelmeerraum – dort konzentriert sich der Großteil der internationalen Reisen auf nur wenige Sommerwochen. Das zeigen die Ergebnisse des Übertourismus-Index, den die Reiseplattform „Evaneos“ und die Unternehmensberatung „Roland Berger“ erarbeitet haben.
Die Analyse von 77 Reisezielen zeigt: In 36 Destinationen kommt es zwischen Juli und September zu einer extremen Überlastung mit Reisenden. Diese Orte solltest du in dem Zeitraum besser meiden, wenn du keine Lust auf Menschenmassen hast. Diese alternativen Reiseziele bieten sich an.
Laut der Auswertung entfallen 70 Prozent der jährlichen Touristenzahlen in Kroatien auf die Sommermonate – allein 30 Prozent kommen auf den August.
Um die Belastung durch den Massentourismus zu verringern, werden bereits bestimmte Maßnahmen ergriffen. In Dubrovnik etwa dürfen täglich nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe anlegen. Zusätzlich werden zu Stoßzeiten bestimmte Fußwege vorübergehend gesperrt, um den Besucherstrom besser zu lenken und die historische Bausubstanz zu schützen. Auch private Ferienvermietungen in der Altstadt könnten künftig eingeschränkt werden, um der Wohnraumknappheit für Einheimische entgegenzuwirken und das kulturelle Gleichgewicht der Stadt zu bewahren.

Der Banje Beach zählt zu den bekanntesten Stränden Dubrovniks.
Quelle: IMAGO/Pixsell
In Montenegro konzentrieren sich 57 Prozent aller Reisenden auf die Sommermonate – im August reisen rund 22 Prozent an.
Gerade an der Adriaküste wird es voll. Besonders beliebt sind der Party-Hotspot Budva, der lange Sandstrand Velika Plaža in Ulcinj oder die Bucht von Kotor, die mit dem Kreuzfahrttourismus zu kämpfen hat.

Die Stadt Kotor an der Adria wird regelmäßig von Kreuzfahrttouristen überschwemmt.
Quelle: IMAGO/imagebroker
Ebenfalls 57 Prozent der Urlauberinnen und Urlauber reisen zwischen Juli und September nach Bulgarien, was vor allem die Schwarzmeerküste während dieser Zeit stark belastet. Weniger bekannt und überlaufen sind im Sommer Regionen in Bulgarien wie die bewaldeten Rhodopen oder das Balkangebirge.
56 Prozent der jährlichen Ankünfte fallen in Griechenland auf den Sommer, 22 Prozent allein auf den August. Auf Inseln wie Santorin und Mykonos wächst besonders seit dem Sommer 2024 der Unmut der Einheimischen wegen überfüllter Orte, Müll und Ressourcenknappheit, vor allem durch Kreuzfahrttourismus.
Die Regierung kündigte deshalb Beschränkungen für Kreuzfahrtschiffe, Besucherobergrenzen und eine Lenkung des Tourismus durch neue Konzepte, darunter Saisonverlängerung und die Erschließung weniger bekannter Regionen, an. Ziel ist es, die Tourismuswirtschaft zu erhalten, ohne Natur und Lebensqualität zu gefährden.

Im Sommer ist Mykonos völlig überlaufen.
Quelle: IMAGO/Bihlmayerfotografie
Auch Italien ist ein gefragtes Sommerreiseziel. 47 Prozent der internationalen Reisenden besuchen das Land zu der Jahreszeit. Viele beliebte Orte, wie Venedig, Rom und Pompeji, die Cinque Terre und die Amalfiküste, sind dann überfüllt, was zu Problemen mit Übernachtungssituationen, Müll, Vandalismus und den Preisen für Einheimische führt.
Die im April 2024 eingeführte Eintrittsgebühr für Venedig wurde inzwischen auf 10 Euro angehoben. Ziel der Gebühr ist es, die Touristenströme einzudämmen und die Lebensqualität der Einheimischen zu verbessern, denn auf eine Einwohnerin oder einen Einwohner Venedigs kommen im Jahr rund 21 Reisende. Die Unesco drohte Venedig mehrere Male, die Stadt mitsamt ihrer Lagunen auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen.
Die Wanderwege der Cinque Terre werden zur Einbahnstraße, weil der Besucheransturm so groß ist, außerdem musst du für die Wege online Tickets buchen. Jährlich im Sommer gibt es außerdem Fahrverbote auf der Amalfitana. Dann gelten besondere Regeln auf der legendären Küstenstraße.

Idyll pur an der Amalfiküste. Doch auf der Küstenstraße Amalfitana herrscht regelmäßig Verkehrschaos.
Quelle: Getty Images/iStockphoto
Zwischen Juli und September zieht es 46 Prozent aller Urlauberinnen und Urlauber nach Frankreich. 20 Prozent davon reisen im August an.
Beliebte Reiseziele sind Paris, Korsika, der Calanques-Nationalpark bei Marseille oder die Klippen von Étretat in der Normandie. In Saint-Tropez an der Côte d’Azur, einem einst beschaulichen Fischerdorf, kommen in der Hochsaison täglich mehr als 80.000 Besucherinnen und Besucher – das 20-Fache der Einwohnerzahl.
Ein Besuchsquotensystem regelt seit 2022 den Ansturm auf die Calanques. Auf Korsika gibt es seit 2023 eine Regel, die in Küstennähe das Ankern von Jachten über 24 Meter Größe verbietet. Wie die französische Zeitung „Le Figaro“ im April 2025 berichtete, seien dadurch die Besuchszahlen in den Häfen von Saint-Florent oder Calvi bis zu 40 Prozent zurückgegangen. Stattdessen würden die Charterunternehmen allerdings Sardinien ansteuern, heißt es weiter.

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Wer den Massen entgehen will, sollte zu den gefragten Urlaubsorten lieber in der Nebensaison anreisen, Urlaub im Hinterland oder in ländlichen Gegenden machen, oder sich gleich ein ganz anderes Ziel heraussuchen.
Als lohnenswerte Alternative für den Sommer empfiehlt „Evaneos“ beispielsweise Finnland. Es zählt zu den Reisezielen, die noch „behütet“ und vom Massentourismus verschont geblieben sind.
Wenn zur Sommersonnenwende die Sonne kaum noch untergeht, verwandeln sich die weiten Wälder, glitzernden Seen und stillen Landschaften in eine Bühne für das traditionsreiche Mittsommerfest „Juhannus“.
Gefeiert wird mit Saunagängen, nächtlichen Lagerfeuern und ausgelassener Stimmung – ganz ohne Hektik, dafür mit viel Nähe zur Natur. Wer das ursprüngliche Lebensgefühl des Nordens sucht, findet hier eine wohltuende Auszeit zwischen Holzhausromantik und Mitternachtssonne.

Mitternachtssonne zur Sommersonnenwende in Oulu mit Blick auf den Strand der Bottenvik.
Quelle: IMAGO/Pond5 Images
Abseits der „gängigen Inselklischees“ rät „Evaneos“, Urlaub auf dem griechischen Festland zu machen, zum Beispiel in Epirus oder Thessalien. Der Landstrich punktet mit unberührter Natur, traditionellen Bergdörfern, byzantinischen Klöstern und urigen Tavernen, in denen noch für Stammgäste und Nachbarn gekocht wird.
Neben antiken Ruinen treffen Reisende auf ursprüngliche Lebensart, herzliche Gastfreundschaft und stille Orte, die vom Massentourismus bislang verschont geblieben sind.
Mit der Ostsee sind hier nicht deutsche Ferienhotspots wie Kühlungsborn, Timmendorfer Strand oder Grömitz gemeint. Stattdessen schlägt „Evanoes“ Städte wie Riga, Tallinn oder Stockholm für einen Städtetrip vor. Sie bieten eine Kombination aus historischer Substanz, zeitgenössischem Design und einer entspannten urbanen Atmosphäre.
Statt dicht gedrängter Küstenorte finden Reisende hier Raum zur Erkundung und Erholung. Die Region rund um die Ostsee überzeugt mit frischer Luft, moderatem Klima und vielfältigen kulturellen Angeboten – eine ruhige Alternative für den Sommerurlaub.
Wer im Sommer genug von Europa hat, sollte Urlaub im ostafrikanischen Inselstaat Madagaskar in Erwägung ziehen. Reisende erleben nicht nur eine ursprüngliche Kultur, sondern auch eine Reisedestination, die bisher weitgehend vom internationalen Tourismus unberührt geblieben ist.
Während viele klassische Reiseziele im Sommer an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, bietet Madagaskars Hauptstadt Antananarivo eine Alternative mit authentischem Charakter. Die Stadt präsentiert sich mit kolonial geprägter Architektur, lebendigen Märkten wie dem Zoma und einem Alltag, der vom entschleunigten Rhythmus der Insel geprägt ist.

Der Zoma-Markt in Antananarivo.
Quelle: IMAGO/Avalon.red
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