Proteste auf Mallorca: Was bedeutet das für meinen Urlaub?

„Tourists go home” – solche unschönen Botschaften werden schon seit Längerem an Hausfassaden an beliebten spanischen Zielen geschmiert. Am Wochenende entlud sich der Unmut der Einheimischen in Form großer Proteste.
Mit Wasserpistolen ausgerüstet, gingen in Barcelona etwa 600 Einwohnerinnen und Einwohner auf die Straße. Auf Mallorca haben sich am Sonntagabend, 15. Juni, sogar rund 8000 Menschen versammelt. Unter dem Motto „Menys turisme, més vida“ („Weniger Tourismus, mehr Leben“) demonstrierten sie in der Inselhauptstadt Palma gegen die zunehmende touristische Überlastung der Baleareninsel und die dramatische Wohnungsnot.
Am Samstag kaperten Aktivisten und Aktivistinnen einen Sightseeing-Bus im Zentrum der Inselhauptstadt. Sie bestiegen das Fahrzeug und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift: „Stoppt die Touristifizierung”.
Und das kurz vor dem Start der Sommerferien in Deutschland. Viele Menschen, die Urlaub auf Mallorca geplant haben, sind besorgt. Müssen sie dort nun tatsächlich mit einer feindseligen Einstellung gegenüber Reisenden rechnen? Welche Auswirkungen haben die Proteste auf den Urlaub? Ein Überblick.
Grundsätzlich können Urlauberinnen und Urlauber beruhigt sein. Die Proteste auf Mallorca verlaufen friedlich und richten sich im Allgemeinen nicht gegen Reisende an sich, sondern gegen die Auswüchse des Massentourismus. Vereinzelte unschöne Parolen sind keineswegs repräsentativ.
Die große Mehrheit der knapp 950.000 Insulanerinnen und Insulaner weiß sehr genau, dass Mallorca vom Tourismus lebt und ohne dessen Einnahmen wirtschaftlich am Abgrund stehen würde. Etwa 75 Prozent der Arbeitsplätze auf der Insel hängen direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammen.

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Was wollen die Demonstrantinnen und Demonstranten? Man fordere unter anderem eine Begrenzung der Besucherzahlen, ein Kreuzfahrt-Moratorium und ein Ende der touristischen Vermietung, sagte der Sprecher der Initiative, Jaume Pujol, der Inselzeitung „Diario de Mallorca“. Die Touristensaison auf Mallorca habe bereits mit „untragbaren Zuständen“ in Urlauber-Hotspots wie Sóller, Artà oder Palma begonnen.
Die Wohnungsnot werde durch die zunehmende Ausbreitung von Ferienapartments und die Immobilienkäufe durch Ausländer immer größer. Das führe zur Verdrängung der Einheimischen, die in vielen Wohnvierteln zu einer Minderheit geworden seien.
Die Zahl der Reisenden wächst von Jahr zu Jahr. Vergangenes Jahr kamen rund 19 Millionen Menschen auf die Baleareninseln – mit Mallorca, Ibiza, Menorca, und Formentera. Es wird erwartet, dass 2025 erstmals die Marke von 20 Millionen Touristinnen und Touristen geknackt wird. Den Großteil zieht es nach Mallorca: Die beliebteste der Baleareninseln empfing 2024 13,5 Millionen Reisende. Fünf Millionen davon kamen aus Deutschland, das war ein Plus von neun Prozent im Vergleich zu 2023.
Um den Massentourismus auf Mallorca einzudämmen, hat die Regierung neue Maßnahmen angekündigt. Diese sollen aber erst 2026 umgesetzt werden.
Die Übernachtungsgebühr „Ecotasa“ soll in den Monaten Januar und Februar zwar abgeschafft, in der Hochsaison aber deutlich angehoben werden – und zwar in den Monaten Juni, Juli und August von vier auf sechs Euro pro Person.
Kreuzfahrtpassagiere sollen statt zwei Euro künftig ebenfalls sechs Euro pro Kopf und Nacht zahlen müssen – ein Plus von 200 Prozent. In den Monaten Mai, September und Oktober sowie März, April, November und Dezember sollen die Gebühren unverändert bleiben.
Bezüglich der vor allem auf Mallorca rapide zunehmenden Zahl an Ferienwohnungen, die als Hauptursache für die schlimme Wohnungsnot gelten, will die Regionalregierung nicht nur die Vergabe neuer Lizenzen untersagen, sondern auch die Anforderungen für die Erneuerung bestehender Genehmigungen erhöhen. Die Erhöhung der Strafen für illegale Ferienangebote soll um 25 Prozent auf bis zu 500.000 Euro erhöhen.
Mietwagen werden künftig ebenfalls teurer: Grund dafür ist eine neue Abgabe für Mietwagen, die weniger als sechs Monate im Jahr in Betrieb sind – sie beträgt zwischen 30 und 80 Euro. Auch eine Gebühr für Autos, die auf die Insel mitgebracht werden, wird derzeit diskutiert.
Alkoholverbot in Partyzonen
Das Trinken am Strand und auf der offenen Straße in bestimmten Zonen Mallorcas ist bereits länger verboten – ein Verstoß kostet bis zu 1500 Euro. Nun wurden auch die Regeln für Minderjährige verschärft, die Alkohol in der Öffentlichkeit trinken.
Bußgelder für schlechtes Benehmen
Mallorca erhöht die Bußgelder für Fehlverhalten: Für Erbrechen in der Öffentlichkeit werden 750 Euro fällig. Wer im Freien pinkelt, muss sogar 1500 Euro zahlen. Auf die Straße spucken wird mit 750 Euro sanktioniert. Auch der Gebrauch von Megaphonen und Lautsprechern ist verboten und kostet bei Zuwiderhandlungen 750 Euro. Mit den strengeren Benimmregeln soll vor allem gegen das rüpelhafte Verhalten der Partygäste vorgegangen werden.
Sightseeingtouren
Geführte Rundgänge dürfen die Höchstzahl von 20 Personen pro Gruppe nicht mehr überschreiten, einschließlich des Fremdenführers. Besichtigungen mit einem Roller, Fahrrad oder Segway sind auf vier Personen begrenzt. Lautsprecher und Megaphone sind ebenfalls nicht erlaubt.
Wildcamping ist verboten
Übernachten in Wohnwagen oder Campingmobilen, die auf öffentlichen Straßen geparkt sind, ist ebenfalls nicht erlaubt. Wer dennoch in einem solchen Fahrzeug übernachtet, muss mit einem Bußgeld von 750 bis 1500 Euro rechnen.
Mehr Überwachung
Um abzuschrecken oder Fehlverhalten besser aufdecken zu können, wird mehr überwacht. Die Polizei von Palma de Mallorca wird um mehr als 120 Kräfte verstärkt, im Sommer 2025 kommen auch Drohnen zum Einsatz. Die Strandpromenade von Palma soll zudem mit Kameras ausgerüstet werden, diese sollen das Geschehen rund um die Uhr aufzeichnen.
Fahrverbot in Palmas Altstadt
Der Altstadtring der Stadt darf nur noch von bestimmten Fahrzeugen befahren werden. Grund dafür ist eine neu eingerichtete Umweltzone. Nur noch spanische Fahrzeuge mit Eco- und Zero-Emission-Plaketten sowie den Umweltzeichen B und C dürfen den Altstadtring befahren. Deutsche Autos mit roten oder gelben Umweltplaketten müssen draußen bleiben. Wer gegen die neuen Regeln verstößt, muss mit einem Bußgeld von 200 Euro rechnen.
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rnd