Die schönsten Urwälder Europas, wo du noch wilde Natur erlebst

Mit Urwäldern verbinden wir oft Palmen, exotische Blumen und Tiere. Tatsächlich ist ein Urwald aber „einfach“ ein Wald, der sich über sehr lange Zeit ohne größere Eingriffe durch den Menschen entwickeln konnte – und davon gibt es auch in Europa noch eine ganze Reihe. Nicht unbedingt mit Palmen, aber dafür mit uralten Kiefern, Fichten oder Buchen.
Und: Auch die europäischen Urwälder zeichnen sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Du findest dort seltene Pflanzen und siehst – mit etwas Glück – Tiere, die es woanders kaum noch gibt. Bereit für eine Expedition in die wilde Natur? Dann komm mit auf unsere Abenteuerreise durch zehn europäische Urwälder.

Ab in den „Dschungel“: Im Osten von Polen an der Grenze zu Belarus liegt der Białowieza-Nationalpark. Er gilt als der letzte Tiefwald-Urwald Europas und gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. Dort kannst du nicht nur wilde Natur erleben, sondern auch selten gewordene Tiere: Im Białowieza-Nationalpark leben noch Wisente, auch als „europäische Bisons“ bekannt. Viele weitere Tierarten sind im Białowieza zu Hause, darunter Luchse, Wölfe und sogar Elche.
Der Białowieza-Nationalpark wurde 1932 als erster Nationalpark Polens gegründet. Bester Ausgangspunkt für dein Urwaldabenteuer ist das Dorf Białowieza. Mehr Informationen über die einzigartige Natur und ihre Tierwelt bekommst du im Museum für Natur und Forstwissenschaft.
Du hast auf deiner Erkundungstour durch den Urwald keinen einzigen Wisent erspäht? Dann besuche das Wisent-Schaureservat in der Nähe von Białowieza – dort lebt eine Gruppe Wisente mitsamt ihrem Nachwuchs. Auch Elche, Rothirsche, Rehe und Wildschweine sind dort zu sehen.

In eine märchenhafte Naturwelt kannst du auf der portugiesischen Insel Madeira eintauchen. Über weite Teile der Insel erstreckt sich bis heute der Laurisilva, der Lorbeerwald. Besonders bekannt ist der mystische „Feenwald“ Fanal im Nordwesten der Insel. Aber auch in anderen Teilen der Insel findest du faszinierende Wälder. Rund 20 Prozent der Fläche sind vom Lorbeerwald bedeckt.
Seit 1999 gehört der Laurisilva von Madeira zum Unesco-Weltnaturerbe. Er ist ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Er entstand vor Millionen Jahren. Viele europäische Pflanzenwelten verschwanden im Laufe der Geschichte durch die Eiszeiten – große Teile der Pflanzen auf Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln konnten sich jedoch halten. Und so kannst du heute noch durch den bezaubernden, immergrünen Urwald wandern – zum Beispiel auf dem Weg Levada do Rei.

Eine abwechslungsreiche Landschaft kannst du im Nationalpark Biogradska Gora im Osten von Montenegro erkunden. Höhepunkt der bergigen Region ist der 1600 Hektar große Urwald. Er ist einer der letzten Regenwälder Europas. Seine Bäume sind bis zu 40 Meter hoch und 500 Jahre alt. Den Nationalpark Biogradska Gora kannst du zu Fuß, per Mountainbike, Boot oder Kajak entdecken. Auch ein Campingabenteuer ist in Montenegros kleinstem und ältestem Nationalpark möglich.

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Ausgangspunkt für Wanderungen in die Natur ist für die meisten Reisenden der Biograder See im Herzen des Parks. Neben der vielseitigen Flora und Fauna kannst du Gletscherseen und bis zu 2000 Meter hohe Berggipfel entdecken. Die einfachste Wanderung führt rund um den Biograder See.

Dschungel-Feeling kommt auch im Herzen der kleinen Kanaren-Insel La Gomera auf. Ähnlich wie auf Madeira kannst du dort durch dichte Lorbeerwälder streifen, die bereits vor Millionen Jahren entstanden sind. Der Nationalpark Garajonay bedeckt etwa 10 Prozent von La Gomera und gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. Was macht den Naturpark reizvoll? Neben den Lorbeerbäumen sprießen überall Moos und Farne. Auch führen viele, gut ausgebaute Wanderwege durch den Garajonay.
Ein guter Anlaufpunkt ist das Besucherzentrum Juego de Bolas. Dort kannst du dich über die Entstehung der traumhaften Landschaft sowie die Tier- und Pflanzenwelt informieren. Besondere Sehenswürdigkeiten im Park sind die Felsformation Roque de Agando und der Aussichtspunkt Alto de Garajonay. Dort oben auf dem Berg spielt auch die Legende von Gara und Jonay, dem „Romeo“ und der „Julia“ von La Gomera – einem Liebespaar, dessen Zusammensein die Eltern verhinderten.

Schon mal an die Karpaten gedacht? Sie erstrecken sich über 1500 Kilometer durch acht europäische Länder hindurch. Dort findest du weite Wildnis, eine faszinierende Tierwelt und, ja, genau, auch noch echte Urwälder. Bekannt sind die Karpaten vor allem für ihre Buchenwälder. Diese gehören seit 2007 zum Unesco-Weltnaturerbe. Ein berühmtes Wandergebiet ist der Nationalpark Retezat im Südwesten Rumäniens, wo du auch in den Urwald eintauchen kannst.
Dort erwarten dich die berühmten Buchenwälder, aber auch schroffe Felsen, Seen und Wasserfälle. Eine Vielzahl an Wanderwegen führt durch den Nationalpark Retezat. Der höchste Berg ist der Peleaga mit über 2500 Metern. Auch die Tierwelt des Retezats ist vielfältig: Dort leben Braunbären, Wölfe, Luchse, Wildschweine und in höheren Lagen Gämsen und Alpenmurmeltiere. Übernachten kannst du bei einem längeren Urwaldabenteuer in Berghütten oder auf Campingplätzen im Park.

Vielleicht nicht ganz so wild wie die Karpaten, dafür aber näher gelegen: Auch im Bayerischen Wald kannst du noch echte Urwälder entdecken. Der Bayerische Wald ist ein Mittelgebirge an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Er gilt als die größte Waldlandschaft Mitteleuropas und als ältester und größter Waldnationalpark Deutschlands. Auch dort warten einige Abenteuer auf dich.
Die Urwälder des Bayerischen Waldes kannst du auf speziellen Wanderwegen erkunden: Geh auf dem Urwalderlebniswanderweg Hans-Watzlik-Hain bei Lindberg oder dem Urwaldsteig bei Bayerisch Eisenstein. Weitere Gebiete sind das Urwaldgebiet Höllbachspreng und das Urwaldgebiet Mittelsteighütte, beide bei Lindberg gelegen. Neben alten Bäumen, Seen und Gipfeln gibt es im Bayerischen Wald einige wilde Tiere: Otter, Luchse, Füchse und Dachse zum Beispiel.

Auch er darf auf der Liste der schönsten Urwälder Europas nicht fehlen: Der Perućica-Urwald liegt im Sutjeska-Nationalpark im Südosten von Bosnien und Herzegowina. Für Abenteurerinnen und Abenteurer ist dieser Park ein Paradies: Du kannst dort durch tiefe Schluchten wandern und auf den Flüssen Tara und Drina Kajak fahren – umgeben von spektakulär schöner Natur.
Rafting, Canyoning, Jeep-Safaris: Im Sutjeska-Nationalpark sind viele Abenteuer möglich. Das Parkzentrum liegt im größten Ort Tjentište, wo du auch ein Hotel und einen Campingplatz findest. Von dort aus starten auch die meisten Touren. Absolute Highlights sind eine Fahrt durch den Tara-Canyon, dem tiefsten Canyon Europas, sowie der im Urwald gelegene Skakavac-Wasserfall. Der Sutjeska-Nationalpark ist nur 70 Kilometer von Sarajevo an der montenegrinischen Grenze entfernt.

Wir gelangen in eine ganz andere Ecke Europas: Im Caledonian Forest in den schottischen Highlands läufst du durch eine wilde, bisweilen karge Landschaft. Bekannt ist der Forest für seine alten Kiefernwälder, die nach der letzten Eiszeit in der Gegend entstanden. Durch Abholzung, Beweidung und klimatische Veränderungen hat sich die Urwaldfläche verringert, dennoch ist nach wie vor eine große Fläche erhalten. Im Caledonian Forest kannst du eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt entdecken. Unter anderem gibt es dort Rotwild und Adler.
Landschaftlich besonders schöne Gebiete des Caledonian Forests sind das Tal des Flusses Affric westlich von Loch Ness, das gut erhaltene Waldgebiet Ballochbuie Forest und der Abernethy Forest, wo die seltene schottische Kiefer wächst und Fischadler leben. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Caledonian Forest wieder aufgeforstet und renaturiert, um die einzigartige Natur zu bewahren.

Noch ein deutscher „Dschungel“: Auf der kleinen Ostseeinsel Vilm kannst du durch einen Laub-Urwald wandern. Vilm liegt auf der Höhe von Putbus vor Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Im Naturschutzgebiet der Insel wachsen vor allem Eichen und Buchen – viele uralt und unberührt. Seit rund 500 Jahren ist der Urwald sich selbst überlassen. Manche Bäume sind über 650 Jahre alt.
Der Urwald von Vilm ist beeindruckend und erst seit der Wende wieder für Naturfans erreichbar. Während DDR-Zeiten war Vilm den Regierungsmitgliedern als Urlaubsort vorbehalten. Heute ist die Insel bei einer Führung zu betreten. Das Schiff „MS Julchen“ startet täglich zweimal Richtung Vilm. Mitfahren können jeweils bis zu 30 Personen. Im Rahmen dieser Touren kannst du dir die Buchen- und Eichenwälder und die ehemaligen Ferienhäuser der DDR-Größen anschauen.

Zuletzt entführen wir dich noch in ein Naturjuwel im spanischen Galicien: Nördlich von Santiago de Compostela liegt das traumhafte Naturschutzgebiet Fragas do Eume entlang des Flusses Rio Eume. In den Wäldern wachsen vor allem Stieleichen, Edelkastanien und Birken. Rund 20 Farnarten sind dort beheimatet. Auch die Tierwelt ist vielfältig: In den Fragas do Eume leben Amphibien wie Feuersalamander, aber auch Otter, Steinmarder, Dachse und sogar Wölfe.
Neben der wilden Natur gibt es im Park zwei ehemalige Klöster aus dem zehnten und zwölften Jahrhundert: Santa María de Monfero und San Xoán de Caaveiro. Ausgangspunkt für einen Besuch im Naturschutzgebiet ist zum Beispiel Pontedeume, eine kleine Küstenstadt an der Ría de Betanzos. Einen fantastischen Blick über Fragas do Eume hast du vom Aussichtspunkt Miradoiro da Carboeira aus.
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rnd